Vivah Teil 3 (Vivah ist Hindi und bedeutet Hochzeit)

Hier mit der Mutter vom Bräutigam, die sich wie viele andere Frauen, gerne mit mir fotografieren lassen wollten.


Teil 2 hab ich abgesagt, das waren die Feierlichkeiten bei der Braut, weil ich zu k.o. war.
Also Teil 3, das Finale. Es fing an um 14 Uhr (echt pünktlich!!) im Haus des Bräutigams Kushal , mit einer religiösen Zeremonie (ist eine Hindufamilie), die genauere Bedeutung konnte ich nicht erfahren.
Die Gäste trudelten auch langsam ein und eine der indischen Frauen war schöner und bunter und glitzender angezogen als die Andere.
Abends dann bei Lampenschein funkelte alles noch mehr.
Unten vor dem Haus fing dann eine indische Blaskapelle das spielen an.
Die Hochzeitsgäste versammelten sich dann unten vor dem Haus, durch die laute Musik angelockt, schauten auch sämtliche Nachbarn von denBalkonen runter.

Der Umzug funktioniert folgendermaßen, vorne weg die Brass Combo gefolgt von 5 Trommlern (bei einfacheren Hochzeiten sind es oft nur 2), danach Frauen und Männer die tanzen, dann der Bräutigam ausstaffiert in einer mit Silber, Perlen und Glitzer bestickten indischen Jacke und Hochzeitsturban, außenrum, vorne und hinter ihm, die restlichen Gäste. Dann geht es los, durch schmale Gässchen mit Läden links und rechts, offenen Garküchen und was es da sonst noch gibt zum Tempel um sich einen Segen abzuholen.
Die Blasskapelle spielt laut ihre Musik, dahinter die Trommler, fast noch lauter, einen anderen Rhytmus, nämlich den zum Tanzen. Die Frauen zogen mich mit rein, dass ich mittanzte, war cool und ich dachte: "Birgit, wieder mal richtig mittendrin in echt Indien". Wenn die Trommler anfangen, bleibt der Zug stehen und es wird getanzt, manche waren so wild, dass ich mich fragte ob sie auf Droge sind, aber die Inder können sich ganz gut irgendwo reinsteigern, im positiven, wie hier beim Tanzen, als im negativen, wenn Hindus und Moslems gegeneinander los gehen.

Lautsprecher laut stellen, es ist wirklich laut

Nach dem Tempel ging der Zug zurück zum Haus und die Gäste verteilten sich auf die Autos und es ging vom Süden Delhi´s in den Norden, abends im Berufsverkehr! Ging aber doch recht flott und in ca 2 Std. waren wir da. Es ist ganz in der Nähe von Narela, wo ich letzte Woche mit Pia war, allerdings mit Metro, Bus und Riksha. Die teilweise holprigen Straßen, sind natürlich in einem gut gefedert und gepolsterten Mittelklassewagen mit AC (Air Condition) wesentlich angenehmer zu fahren, als in den uralt Bussen, die so rumpeln und hart sind, dass für Frauen mit größerer Oberweite ein Sport BH von Vorteil ist.
Die Feier fand statt im Tivoli Resort, eins von mehreren großen Hotels an dieser Ausfahrtstrecke von Delhi.
In der Nähe vom Parkplatz war ein Zelt aufgebaut, nicht so eine 2 Mann Hundehütte, sondern groß und bunt, mit vielen bezogenen Stühlen und Matrazen zum sitzen. Snacks und Softdrinks wurden gereicht, bis alle Gäste da waren. Nichts in Eile, Indien hat ein anderes Verständnis von Zeit als wir. Erinnerte mich an Kerala vor 3 Jahren, als es hieß früh um 8 geht es los und ich Deutsche, als Einzige unten stand und wartete, bis es ca. 2 Std. später tatsächlich losging, bin aber nochmal drauf reingefallen und stand wieder allein auf weiter Flur. Manche Sachen sitzen tief (z.B. erst links dann rechts....).
Die Blasskapelle und die Trommler waren auch wieder dabei, die Trommler aber jetzt in orange glänzenden Jacken, über und über mit silber glitzernden Palletten bestickt, fancy, und dann formierte sich wieder der Zug wie oben beschrieben, nur das Kushal jetzt nicht auf einem geschmückten Pferd saß, sondern auf einer aufgepimpte Kutsche, mit 2 Pferden vorne dran.  Die ganzen Gäste waren alles Verwandte und Freunde von der Seite des Bräutigams. Die Braut mit ihrem Gefolge wartet ca 100 m entfernt auf dem eigentlichen Festgelände. Ich schätze es war so groß wie ein Fußballfeld, auch mit Rasen (was bei dem heißen Wetter in Indien was heißt!) und dekoriert wie Disneyland.
Auf einer großen Bühne, die  mit rot, weißen Vorhängen, Blumen und Lichterketten geschmückt war, stand ein Riesenthron, wo später das Brautpaar Platz nahm. Aber das dauerte auch noch etwas. Für die ca 100 m bis zum Festglände brauchten wir mindestens 1 1/2 Stunden.
Je mehr die Gäste tanzen (ja ich auch) und sich das ganze hinzieht, je mehr wird die Wertschätzung an den Bräutigam gezeigt.
Zwischendrin schmeißen die Tanzenden 10 Rupienscheine in die Luft, die die Trommler schnell aufsammeln und teilweise im Mund halten, weil sie beide Hände zum Trommeln brauchen, aber einer ist dabei mit einer Beuteltasche und der sammelt dann das Geld ein. Am Nachmittag schmissen sie auch Münzen, die von den Kindern, die am "Straßenrand " zuschauen, schnell aufgeklaubt werden.
Auf den Fotos seht ihr dann den Eingang. Auf dem Boden waren links und rechts von dem roten Teppich duftende Blüten in Mustern gelegt und am Ende, wo es auf das Festgelände ging, war ein rotes Band gespannt und dahinter die Familie und Gäste der Frau, die den Bräutigam erwartete. Es hat sich alles schon so hingezogen, aber dann in dem Eingangsbereich, gestopft voll mit Kushals Gästen und den Trommlern, wurde noch mal richtig abgetanzt, bevor das Band durchtrennt wurde.
Ich hab sowas noch nie erlebt und auf den Fotos kommt die ganze Intensität gar nicht richtig rüber, eine komplett andere Welt und alles bunt, glitzernd und laut. Und wieder ein riesiges Buffet mit allen traditionellen indischen Gerichten. Alles vegetarisch und kein Alkohol. Mindestens 15 verschiedene Currys, dazu noch Suppen, Roti´s, Naan, Kulcha, Paratha (alles Fladenbrote), indische Süßspeisen auch mindestens 8 verschieden, dazu Torten und Kulfi, indisches Eis, das ist wirklich lecker.
Ich muß dazu sagen, dass es eine reichere Familie ist. Kushal hat in Würzburg und dann in der Schweiz studiert, seine Braut u.a. in Japan.
Nach Mitternacht war dann das eigentliche Zeremenionell, was sie offiziell zu Mann und Frau machte. Beide haben einen Schal um, der wird zum Knoten gebunden, heiraten heißt hier auch to tie the knot, dann gehen sie noch 7 x um ein Feuer, dass in einer Schale brennt und geben sich dabei ihre Eheversprechen.
Danach nochmals Essen....dann saßen wir noch auf den gepolsterten Sitzgruppen auf dem Rasen, verschiedene Grüppchen, meist nach Geschlechtern getrennt, und weil es bei 19° C doch schon recht frisch war ohne Jacke, wurden uns Schalen mit Holzkohlenfeuer gebracht.
Um 4 Uhr früh kam ich im Hotel an und bin heute wieder mal leicht verzögert in meinen Reaktionen und Unternehmungen, aber das ist ja nichts Neues hier und ich hab auch kein straffes Programm heute.
Pastor Sam kommt erst übermorgen aus Bihar zurück und dann wollen wir zusammen nach Narela, wo ich vorrausichtlich dann den Frauen etwas nähen beibringe und ich von ihnen Hindi lernen muß. Da bin ich auch erst mal nicht mehr online. Aber Fortsetzung folgt, in indischer Zeit....

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Kommentare: 1
  • #1

    Ute (Dienstag, 04 November 2014 23:17)

    Hallo Birgit, DAAAANKE für die tollen Fotos und die Berichte!!! Das ist ja wie in 1001 Nacht, Bollywood live und Märchen zusammen, was sind deutsche Hochzeiten doch langweilig....