Varanasi
Wo soll ich anfangen....in dieser verrückten Stadt, die einen wahnsinnig machen kann.
Einfach mitten drinn, so wie Varanasi auch fast mitten drinn in Indien liegt, angeschmiegt am Westufer des heiligen Flußes Ganges, hier Ganga oder Ma Gangaji genannt, was Mutter Ganges heißt. In diesem heißen Klima kann man noch mehr verstehen, dass Flüsse Adern des Lebens sind. Hier wird gebadet, gewaschen, gespielt. Die Asche der Toten die am Ufer verbrannt werden, wird auch reingestreut. Leider auch Plastiktüten mit Abfall und anderer Dreck. Manchmal nicht so schön von den Ghats runter ans Ufer zu schauen.
Ich bin jetzt schon über 5 Monate hier unterwegs und langsam kriege ich hier den letzten Schliff um wieder nach Hause zu kommen.
Am 5. Februar, kam ich nach 39 (neununddreißig) Stunden Zugfahrt von Goa in Delhi an. Nach wochenlangen Temperaturen über 30° C hatte ich Angst in Dehli zu frieren, zumal der Winter hier im Norden dieses Jahr besonders kalt war. Ich verfolgte schon 2 Wochen vorher wie das Wetter sich entwickelt. Es war ok. Nachts hatte ich eine warme Decke und tagsüber, wenn die Sonne schien, war es angenehm und ich schwitzte mal endlich nicht mehr.
Am 7. Februar fuhr ich mit dem Nachtzug, nur 13 Stunden nach Varanasi . Früh morgens schon der ganze Bahnhof voll und kaum aus dem Zug ausgestiegen. "Madam, Riksha, Tuc Tuc, Taxi? Where are you going?" Nach einigen Feilschen gings für 95 Rupies mit dem Tuc Tuc nach Assi Ghat.
Ich konnte die Wohnung von einem Freund haben, den ich vor 8 Jahren in Varanasi kennenlernte. Als ich ankam war die Tür offen und Rajiv war selber da und nicht wie geplant in Pushkar. War eine schöne Überraschung, als vorgestern allerdings die Maler kamen, mußte ich auschecken und bin in die Anami lodge gezogen. In diesem Hotel war ich schon öfter und auch mit Reinhold zusammen hatte ich das Zimmer auf dem Rooftop. Es ist hell, schöner Ausblick auf die Ganga, nur leider bekam ich nicht wie ausgemacht oben eins, sondern mittendrin im 2. Stock, der einzige Vorteil, nicht soviele Treppen zum Steigen. Es ist wie eine Gruft, oder mit dem vergitterten Fenster eine Gefängniszelle. Abblätternder gelbbeiger Putz, durchs vergitterte Fenster der Blick auf eine ebensofarbige Hauswand, eine schmale Pritsche zum Schlafen, ein kleines, schmales Tischchen und der allround Stuhl in Indien, ein beiger, auch nicht mehr ganz so frischer, Plastikstuhl. Ich zähle die Tage bis ich heimkomme, von heute noch 14 Tage, das schaff ich noch. Wieder kein richtiger Platz zu malen, müßte alles auf´s Rooftop (Dachterasse, mein Vokabular verändert sich langsam nach 5 Monaten hauptsächlich Englisch oder Hindi zu reden) hochschleppen. Und ich bin total ko. Ich weiß, daß Varanasi, und hier in Assi Ghat, wo ich wohne, es laut ist. Ich bin nur jedesmal auf´s neue überwältigt WIE LAUT es wirklich ist und meine Ohrstöpsel taugen nicht wirklich was.
Gestern nach dem CommunityLunch, holte ich meine restlichen Taschen und zog von Rajiv, dessen Wohnung so dunkel wie ein Keller ist, in meine Gruft um. Ich war müde und las noch etwas bis 20.30h, draußen, fast gegenüber vom Hotel am Gangesufer war eine Aufführung von Musikern und Tänzern aus Jammu Kaschmir. Ich war zu müde hinzugehen und als ich erschöpft auf meinem Bett lag, dachte ich, dass es auch gar nicht wirklich nötig ist hinzu gehen. Die Musik war deutlich mehr als Zimmerlautstärke auch noch in meiner Zelle zu hören. Ich schlief trotzdem vor Erschöpfung irgendwann ein. Um 1/2 2 wachte ich auf. Bagger und Lkw Geräusche, inklusive das Biepen beim rückwärts fahren. Auch schräg vom Hotel am Gangesufer wird der Schlamm abgebaggert und zwar rund um die Uhr. Ich war 2 Stunden wach, bis ich wieder vor Erschöpfung einschlief um dann von meinem Handywecker aufzuwachen. Ich hatte gerade geträumt ich legte mich auf ein weiches rotes Bett zum einschlafen. Trotz allem wollte ich den Sonnenaufgang nicht verpassen. Für mich das Allerschönste in Varanasi. Früh am Ghat sitzen, Caytrinken und gegenüber, am anderen Ufer die Sonne tiefrot aufgehen zu sehen. Ghats sind die Treppen, die zum Fluß gehen.
Dann ging ich hoch um mir einen Tee zu kochen, während ich das hier schreibe übt jemand sehr nahe irgendwo Flöte, irgendwer trommelt, zwischendrin einige Händler die mit ihrem beladenen Fahrrad oder Bündel auf dem Kopf Waren anbieten. Auch die Gemüsehändler mit ihren Wägen kommen, praktisch, einkaufen an der Haustür, alles frisch.
Es ist furchtbar laut hier, ständig, es raubt den Schlaf und dann den Verstand. Wunderte mich so oft, dass die Inder irgendwo liegen und schlafen können, auch die Rikshafahrer, liegen auf ihrer Riksha hinten drauf, mit angezogenen Beinen oder über den Lenker gestreckt und schlafen. Jetzt weiß ich es, irgendwann ist man von dem allem so erschöpft, dass man überall schlafen kann wo man nur ansatzweise liegen kann. Und ich komm nicht zum malen, was mich etwas unausgeglichen macht nur so rumzuhängen, ein paar Skizzen hab ich, aber in Deutschland dann malen ist nicht dasselbe, da fehlt etwas die Stimmung.
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Suad (Mittwoch, 25 Februar 2015 09:08)
Sehr spannend und aufrichtig geschrieben .......... halt die Ohren Steif bald gehts nach Hause ........ das alles ist nichts fuer mich .......
Petra (Mittwoch, 25 Februar 2015 11:32)
ich lese gerne, was du schreibst, Birgit. Für mein Nervenkostüm wäre das aber auch nichts ..... ich glaube, daheim warten einige schon sehnsüchtig auf Dich ... bis bald
Ute (Samstag, 28 Februar 2015 18:56)
na das klingt jetzt doch weniger entspannt..... vielleicht schlafen die Inder ja auch WEGEN dem Lärm, machen manche Babys ja auch............freu mich schon wennsd wiedada bist :)
Andrea (Freitag, 06 März 2015 17:16)
om shanti ... Freue mich auf dich